Von der Praxis lernen

Erfolgreich realisierte Projekte mit Gebäudeautomation in Berlin, Gifhorn und Neubrandenburg zeigen: Die Technik eignet sich für verschiedenste Gebäudetypen. Wir stellen drei Projekte vor und erklären, worauf es bei der Umsetzung ankommt.

Sechs Tipps zur erfolgreichen Umsetzung

  1. Der Markt für Gebäudeautomation ist groß und unübersichtlich. Wenn Ihnen die entsprechende Fachkompetenz in Ihrem Unternehmen fehlt, suchen Sie sich einen kompetenten Planer. Dies können z.B. Planungsbüros für Gebäude- und Energietechnik, Bauconsulter mit Schwerpunkt auf Haustechnik, Energieeffizienz und Bauphysik oder ausgewählte Architekten bzw. Energieberater mit Kenntnis in Gebäude- und Energietechnik sein. Anlaufpunkt sind Fachverbände (siehe z.B. BTGA, DEN e.V., GIH) oder lokale Netzwerke gleichgesinnter Unternehmen.
  2. Es gibt grundlegende Unterschiede zwischen Systemen für Privathaushalte (Smart Home) und die Wohnungswirtschaft (Smart Building und Gebäudeautomation). Achten Sie bei der Auswahl darauf, dass die Technik Ihre Ansprüche erfüllt. Das können beispielsweise Vorgaben zur Erweiterbarkeit, Lebensdauer, Garantie oder zum Datenschutz sein. Lassen Sie sich bei einem Angebot für Gebäudeautomation eine Einordnung der Technik z.B. gemäß den Energieeffizienzklassen der DIN EN 15232-1 vorlegen, damit Sie die erzielbaren Einsparungen abschätzen und damit planen können.
  3. Damit Sie die neue Technik langfristig nutzen können, sollte sie erweiterbar sein. Prüfen Sie deshalb, ob ihr favorisiertes System offene Datenformate und -schnittstellen nutzt. So sollte die Technik z.B. das Open Metering System1 und OpenTherm2 unterstützen, damit Sie auch mit intelligenten Zählern und Aktoren anderer Hersteller funktioniert.
  4. Gebäudeautomation ist häufig günstiger als bauliche Effizienzmaßnahmen. Das bedeutet nicht, dass sie diese ersetzen. Sie können aber mit diesen kombiniert werden. Achten Sie bei Ausschreibungen und der Auswertung von Angeboten darauf, neben den direkten Investitionskosten (in Euro/m2) auch die indirekten Kosten für den Betrieb und den Erhalt der Technik (in Euro/m2*a) zu erfassen. Lassen Sie sich außerdem die Verfügbarkeit von Ersatzteilen für die Technik über mehrere Jahre garantieren.
  5. Der Einbau und die Inbetriebnahme einer Gebäudeautomation sollte durch den Hersteller oder einen autorisierten Fachbetrieb erfolgen. Nur eine fachgerechte Installation und Betreuung sichert langfristige Energieeinsparungen! Unvollständige oder falsche Installationen sowie eigenmächtig vorgenommene Änderungen können den Effekt der Technik zunichte machen. Der dauerhafte Betrieb der Technik sollte durch geschultes eigenes Personal oder einen Dienstleister erfolgen. Hierzu gehört das regelmäßige Monitoring der Anlagen und der Energieeinsparziele.
  6. Für den Erfolg von Gebäudeautomation ist die Einbeziehung der Mietparteien entscheidend. Theoretisch könnten Wohnungsunternehmen die Technik zwar ohne die Zustimmung der Mietenden einbauen. Das ist aber wenig sinnvoll, da Bauteile wie Temperatursensoren oder digitale Thermostate nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn sie korrekt verwendet und von den Mietenden nicht außer Betrieb gesetzt werden. Beteiligen Sie deshalb die Mieterschaft früh am Entscheidungs- und Planungsprozess. Dabei sollten Sie die Vorteile der Technik besprechen und mögliche Kritik aufnehmen. Aus erfolgreichen Projekten wissen wir, dass Informationsveranstaltungen die Akzeptanz für die Technik steigern – zum Beispiel im Rahmen eines Nachbarschaftsfests oder einer Mieterversammlung. Auch für die Beteiligung der Mieterschaft gilt: Sie müssen diesen Schritt nicht alleine gehen. Wenn Sie Hilfe brauchen, lassen Sie sich durch Moderatoren, Agenturen oder Forschungsinstitute unterstützen.
  1. Das Open Metering System (OMS) ist eine hersteller- und spartenübergreifende Kommunikationsarchitektur für intelligente Zähler auf Basis von M-Bus (Feldbus). Ziel ist die Schaffung einheitliche Kommunikationsschnittstelle für Messgeräte und Messdaten (siehe OMS-Group)
  2. OpenTherm ist ein offenes Protokoll für Raumtemperaturregler, das zur Regelung entwickelt wurde (siehe Opentherm Association).

„Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit zu monitoren und diese Daten als Entscheidungsgrundlage zu nutzen, würde im Bestand ganz viel bringen. Es ist einfach umzusetzen. (J. Dohrmann, Kiona)

Checkliste Umsetzung

  • Verschaffen Sie sich einen Überblick über Anbieter in dem Gebiet. Informationen erhalten Sie bei Fachverbänden wie dem Bundesindustrieverband Technischer Gebäudeausrüstung, dem Deutschen Energieberater Netzwerk oder der bundesweiten Interessenvertretung für Energieberatende. Zusätzlich lohnt es sich, nach lokalen Netzwerken gleichgesinnter Unternehmen zu suchen.
  • Prüfen Sie, ob der Anbieter mit autorisierten und qualifizierten Fachbetrieben zusammenarbeitet.
  • Denken Sie daran, die Mietenden über alle relevanten Schritte zu informieren und nach Möglichkeit einzubeziehen.
  • Verteilen Sie klare Verantwortlichkeiten für die Auswahl, die Umsetzung und den langfristigen Betrieb der Gebäudeautomation.
  • Planen Sie eine regelmäßige Evaluation der Technik.